Konzept


Foto des Altarraumes mit Altar

Blitzlicher

Die Nikolaikirche zu Kiel ist eine singuläre Marktkirche

  • für alle Bürgerinnen und Bürger Kiels
  • am Sitz der Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins
  • am Sitz der Nordelbischen evang.-luth. Kirche
  • am Sitz des Kirchenkreises Kiel

Die Nikolaikirche zu Kiel ist ein öffentlicher Ort

  • der Stille und der Seelsorge
  • der gottesdienstlichen Gemeinschaft
  • der religiösen Beheimatung und Selbstvergewisserung
  • des kulturellen Schaffens
  • des historischen Gedächtnisses
  • der Begegnung mit dem Fremden

Die Nikolaikirche zu Kiel versteht sich als Gastgeberin für

  • Christengemeinde und Bürgergemeinde

oder noch kürzer:

  • St. Nikolai als (nicht nur) spirituelles Gasthaus
  • als Wärmeraum für erkältete Seelen

Thesen

  1. Citykirchen sind als offene und öffentliche Räume der Stadt dazu da, dass Einzelne, aber auch Gruppen unabhängig von religiösen, sozialen, und biographischen Voraussetzungen in ihrem innersten Kern sich als schöpferische Ebenbilder Gottes wieder entdecken, von eigener oder fremder Entwertung befreit werden und eigene schöpferische Mög-lichkeiten anfänglich auch ausprobieren.

  2. Citykirchen stellen sich mit einer solchen Orientierung an der Religion der Einzelnen gegen zwei Fronten: a) sie wehren allem Fundamentalismus und b) allem amtskirchlichem Herrschaftsgestus. Das hat methodisch Konsequenzen für die konkrete Gestaltung der Arbeit.

  3. Citykirchen sind als KULT-UR-RÄUME Bühnen für viele, aber nicht für jeden und nicht für jede (politische oder ideologische) Richtung! Das Profil einer Citykirche lebt auch von ihrer theologisch und politisch begründeten und plausibel gemachten Abgrenzung.

  4. Citykirchen sind Orte innerer Befreiung und schöpferischer Gestaltungsfreiheit in den Interessenkonflikten gesellschaftlicher Kon-kurrenzkämpfe.

  5. Citykirchen leben in ihrem Jahreslauf vom kirchlichen und städtischen Festkalender, der exemplarisch dargestellt und inszeniert wird. Dabei ist das Zusammenspiel von Religion, Ethik und Ästhetik grundlegend. Die konfessionelle Herkunft der jeweiligen Citykirchenarbeit ist in allem selbstverständliche Basis, von der aus die Arbeit geschieht. Aber diese Basis wird in der Praxis immer wieder auch transzendiert werden.

  6. Citykirchenarbeit pendelt in einer produktiven Zone zwischen Heimat und Fremde, zwischen lokaler und globaler Logik, zwischen Konfessionalität und Ökumenizität, zwischen Orthodoxie und Häresie, zwischen Tradition und Zukunftsbezug.

  7. Citykirchen können als Orte innerer Befreiung und schöpferischer Gestaltungsfreiheit in den Interessenkonflikten gesellschaftlicher Kon-kurrenzkämpfe nur überleben, wenn sie in ihrer Finanzierung jedenfalls z.T. autonom sind.

  8. Citykirchenarbeit lebt darum aus der lobpreisenden und dankbaren Antwort auf die Erfahrung erbetener und geschenkter Gnade, erbetener und geschenkter Auferstehung. So notwendig die prophetische Kritik immer wieder sein wird, so wichtig die priesterliche Funktion ist, die schöpferische Kraft Gottes und der Menschen zu loben und zu preisen überbietet beide notwendigen Funktionen.

Prof. Dr. Wolfgang Grünberg,
Citykirchen- Konferenz 2002, Zürich